UPDATE 16.März: So wie viele andere auch, hatten wir die Info übernommen, bei dem March of Hope seien drei Personen ums Leben gekommen. Die tragischen Todesfälle ereigneten sich allerdings bereits eine Nacht zuvor und stehen mit den Ereignissen am 14.März nicht in Verbindung. Ihr Tod erschüttert uns weiterhin und wir gedenken den drei Menschen.
Gestern Mittag starteten mehrere hundert Menschen einen #MarchofHope nach Mazedonien. Überdrüssig der schlechten Lebensbedingungen in Idomeni gingen sie in westlicher Richtung vom Lager an der Grenze weg.
#refugeesGr walking away from #Idomeni directing to alternative road to cross #greek-fyromacedonia borders@Faloulah pic.twitter.com/iNpMX2hPI8
— Dimitris Tosidis (@d_tosidis) 14. März 2016
Nördlich von dem kleinen griechischen Ort Chamilo überquerten sie einen Grenzfluss (Bildergalerie auf tagesschau.de). Die griechische Polizei versuchte erst noch die Menschen aufzuhalten, ließ sie dann aber gewähren. Drei Menschen aus Afghanistan kamen tragischerweise bei dem Versuch auf die andere Seite des Fluss zu gelangen ums Leben. Supporter*innen halfen daraufhin den Menschen den Fluss zu passieren. Es bleibt zu hoffen, dass sie deshalb keine Repressionen erwarten müssen. Auf der anderen Seite stoppten allerdings mazedonische Polizei und Militär die Menschen. 70 Supporter*innen und Journalist*innen wurden von der mazedonischen Polizei in Gewahrsam genommen und stundenlang festgehalten. Sie müssen wegen des „illegalen Grenzübertritts“ 260€ Strafe zahlen.
Flüchtlinge wurden gestoppt und sitzen auf dem Boden. Journalisten werden zur Polizeiwache gebracht. P — Björn Kietzmann (@bjokie) 14. März 2016
Die Geflüchteten wurden ebenfalls über Stunden festgehalten. Es gibt Berichte über Gewaltanwendungen durch die mazedonische Polizei. Weil die Fotojournalist*innen auf der Polizeiwache festsaßen, gibt es davon leider keine Bilder.
Menschen werden im Gruppen von 50-100 eingeteilt, müssen immer 50 Meter voneinander entfernt auf dem Boden sitzen. #marchofhope
— Moving Europe (@MovingEurope) 14. März 2016
Nachdem die Geflüchteten mehrere Stunden im Niemandsland warten mussten, wurden sie von abgeschirmten Militärwagen zurück nach Griechenland gefahren. Hier laufen die meisten wieder zum Camp bei Idomeni.
Human beings are being transported from #FYROM to #Greece in covered military trucks. This is #Europe in 2016. pic.twitter.com/eS16rcyTOx — MSF Sea (@MSF_Sea) 14. März 2016
Es gibt die Vorwürfe, der Marsch würde von Volunteers initiiert worden sein. Selbst wenn dem so ist geht das natürlich an dem eigentlich Problem vorbei: die Festung Europa, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft ausschließt. Wenn dieser Kontinent sich seiner humanitären Verantwortung vollumfänglich stellen würde und die Menschen aufnehmen, statt sie dahinvegetieren zu lassen, müsste es keinen #MarchofHope geben. Die Schuld an der Situation und dem Elend der Menschen liegt in der europäischen Abschottungspolitik und die muss sich dringend ändern!
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Ich hoffe das eure Linken Helfer richtig hart von den Behörden bestraft werden. Sie sind allein dafür verantwortlich das die Menschen dort ertrunken sind.
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Hallo,
die drei Personen sind in der Nacht zuvor tragischerweise ums Leben gekommen und haben nichts mit dem so genannten March of Hope zu tun. Diese zeitliche Abfolge wurde von vielen Medien leider falsch dargestellt. Die anwesenden Volunteers haben die Menschen nicht zu diesem Marsch aufgefordert, im Gegenteil: auf einem Meeting am Montag Morgen wurde der anstehende Marsch besprochen und festgehalten, dass man den Geflüchteten aufgrund der Gefährlichkeit davon abrate. Überdies ist es falsch anzunehmen, die Menschen hätten sich aufgrund eines Flugblattes auf den Weg begeben. Ursächlich hierfür ist die europäische Abschottungspolitik, die Menschen unter diesen elendigen Lebensbedingungen leben lässt und nicht die Menschen, die sie als einzige in dieser Situation unterstützen.
Wir empfehlen dazu einen aktuellen Artikel aus dem VICE Magazin, der sich mit den vielen medialen Falschdarstellungen auseinandersetzt, sowie unseren beiden Übersetzungen der Statements von Gruppen, die am Montag vor Ort gewesen sind.
Hochachtungsvoll
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Was macht ihr denn mit den „Flüchtlingen“, wenn sie in Deutschland sind? Seid ihr bereit, eure privaten Finanzen bereitzustellen und damit deren Lebenshaltungskosten zu finanzieren? Oder ladet ihr das, wie die Bundesregierung bei der Bankenrettung, mal wieder auf den Arbeitenden ab, die mit ihren Steuern eure Traumtänzerei finanzieren? Schön die Kosten sozialisieren und den „Ruhm“ der Rettung personalisieren. Dann könnt ihr euch im guten Gefühl geholfen zu haben richtig schön sonnen. Ihr seid vermeintlich moralisch im Recht und doch nur auf eure Art und Weise Egoisten, die ihre Weltsicht anderen diktieren wollen. Unfassbar so viel Naivität…
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Hallo,
es sei darauf hingewiesen, dass Freiwillige, auch wir selbst, sehr viel von ihrem eigenen Geld und ihrer Zeit in der Hilfe auf der Balkanroute und auch in Deutschland investieren.
Viele Grüße
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Die Bilder der in Matsch und Dreck auslaufenden Menschen sind bestimmt nicht schön. Aber ohne Bilder wie diese ist der Strom von Bürgerkriegs- und Wirtschaftsfluechtlingen (die Grenzen zwischen diesen verschwimmen immer mehr, wie der österreichische Außenminister Kurz kürzlich richtig bemerkte) nicht zu stoppen! Frau Merkel wollte keine derartigen Bilder aus Ungarn und hat die Tore weit geöffnet. Und dabei völlig unterschätzt, welche Sogwirkung das auslöste. Öffnen wir jetzt die Grenzen für die Menschen aus Idomeni, so müssen wir sie 10 oder 20 Millionen Flüchtlinge später doch wieder schließen. Mit der Konsequenz, dass die Bilder danach noch schrecklicher sein werden. Werdet vernünftig! Weltweit leben 2 Milliarden Menschen in bitterster Armut, die meisten davon in Afrika und im Nahen Osten. Allein Afrika verzeichnet Wachstumsraten der Bevölkerung von 2,34 Prozent pro Jahr, das bedeutet eine Verzehnfachung der Bevölkerung alle 100 Jahre. Afrika wird diese Zahl eines nicht mehr allzu fernen Tages nicht mehr ernähren können. Kein Mensch kann persönlich etwas dafür, dass er auf der Welt ist. Und doch, dieses immense Wachstum ist der tiefere Grund für das ganze Elend. Das ist kein Rassismus a la Höcke, das ist pure Mathematik. Hieraus speist sich die Masse der Verzweifelten, mit oder ohne Bürgerkrieg. Vor allem in Afrika und im Nahen Osten. Die aber nicht ins erste beste sichere Land wollen, um dort Asyl zu beantragen, sondern in ein möglichst reiches Land. Wer in einem oder zwei Jahren noch schrecklichere Bilder, wer dann Tag für Tag tausende Tote im Mittelmeer oder anderswo sehen will, der öffne jetzt die Grenzen! Diese Logik mag grausam sein. Aber die Realität ist manchmal grausam.
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Es zeugt von einer besonderen Form von Zynismus selbst in einem der reichsten Staaten dieser Welt ohne Krieg und ohne Leid zu leben und in die Tastatur seines Computers zu tippen, die Menschen da draussen müssen halt den Matsch und Dreck aushalten. Wir trennen uns auch bei der Ursachenbenennung von Armut. Das ist keine Mathematik, sondern Ungerechtigkeit. Die Menschen in Westafrika verlieren unter anderem deshalb ihre Jobs, weil europäische Fischcrawler die Meere ausfischen, weil europäische Billig-Lebensmittel die Märkte kaputtmachen und weil die Schuldlast aus Kolonialzeiten immer noch vielen Staaten die Luft zum Atmen nimmt.
Wenn man es streng nimmt, gleicht die Migrationsbewegung nur die Ungerechtigkeit auf diesem Planeten aus – reicher und friedlicher Norden, armer und mit Konflikten behafteter Süden. Wir können alle nichts dafür, dass wir auf dieser Welt sind und auch nicht wo wir auf dieser Welt sind. Und genau deshalb müssen wir unterstützen und müssen wir aufnehmen – weil jeder das Recht auf den Reichtum und die Ressourcen auf diesem Planeten hat und nicht nur bevorzugt die Menschen im Westen.