Statements zu den Geschehnissen am Montag in Idomeni

Seit Montag bekommen wir Nachrichten, die uns als Mörder beschimpfen. Hintergrund sind die Geschehnisse aus Idomeni, als mehrere hundert Geflüchtete die Grenze nach Mazedonien überquerten. Freiwilligen wurde der Vorwurf gemacht, sie wären für den Tod von drei Geflüchteten verantwortlich. Bevor wir ein eigenens Statement dazu veröffentlich, in dem wir feststellen können, dass niemand von uns dort ist und damit auch niemand etwas damit zu tun haben kann, veröffentlichen wir die Statements von Menschen, die vor Ort sind und die vielen Fehlinformationen und Diffamierungen aufräumen können.

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Übersetzung des Orginal-Statments vom Liveticker Idomeni

Ein paar Klarstellungen zu den Geschehnissen vom Montag, den 14. März, als etwa 2000 Geflüchtete vom Camp Idomeni in Griechenland nach Mazedonien/FYROM aufbrachen.

  • Wie von verschiedenen Medien korrekt berichtet, etwa von Balkan Newsbeat oder von telegraf.mk, sind am Morgen des 14.März um 6.45 Uhr an der Polizeistation in Gevgeljia (Mazedonien) drei verstorbene Personen bekanntgegeben worden. Sie waren in dem mazedonischen Grenzfluss Suva Reka ertrunken, 23 andere konnten gerettet werden.
  • Diese Todesfälle trugen sich in der Nacht vor dem „March of Hope“ zu. Sie wurden bereits am Morgen bevor der Marsch sich in Bewegung setzte, gemeldet.
  • Der Marsch folgte nicht der Route, die auf dem Flyer angegebenen war. Dieser Flyer war angeblich vor dem Marsch in dem Camp verteilt worden.
  • Der Flyer, den wir in der Presse nach dem Marsch zu sehen bekamen, enthielt falsche Angaben und irreführende Informationen. Beispielsweise wurde dort angegeben, dass die Wahrscheinlichkeit hoch wäre, dass das Camp bei Idomeni evakuiert und die Geflüchteten zurück in die Türkei gebracht werden würden. Diese Information wurde weder irgendwo offiziell verkündet, noch irgendwo bestätigt.

Wir kritisieren das komplette Versagen der Medien die zeitliche Abfolge der Ereignisse korrekt dazustellen, genau wie ihre fehlerhafte Berichterstattung. Außerdem veurteilen wir den angeblich verteilten Flyer als Panikmache und Irreführung.

Wir möchten hinzufügen, dass es eine Beleidigung für Menschen ist, die ihr Schicksal in ihre eigene Hände nehmen und die Entscheidung fällen, gemeinsam einen Marsch zu starten, ein Flyer könnte die Ursache für ihre Entscheidungsfindung sein. Die Gewalt aufgrund der Grenzschließungen in Idomeni und die elendigen Lebensbedingungen dort sind für die Menschen Gründe genug gemeinsame Aktionen zu beschließen. Menschen laufen jetzt seit Monaten gemeinsam und trotzen dem Grenzregime, wie im Oktober in Serbien oder im Sommer 2015 in Ungarn. Wir ermahnen die Medien sich darauf zu konzentrieren, dass über 2000 Menschen eine gemeinsame Aktion gestartet haben, um ihren eigenen Weg nach Zentraleuropa zu finden. Und eigentlich relevant ist, dass Mazedonien/FYROM diese Menschen mit Gewalt und gegen geltendes Recht nach Griechenland zurückgebracht hat ohne ihnen die Möglichkeit zu geben nach internationalem Schutz zu bitten.

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Übersetzung des Orginal-Statements der Aid Delivery Mission

Am Montag, den 14.März, bewegte sich eine große Gruppe von Geflüchteten vom Camp Idomeni zur griechisch-mazedonischen Grenze.

Freiwillige von verschiedenen Organisationen, inklusive der Aid Delivery Mission, waren anwesend als die Gruppe das Camp verließ. Bei einem Treffen am Morgen des 14.03.2016 zwischen Nichtregierungsorganisationen und Freiwilligen angesichts der kürzlichen Todesfälle nach Ertrinken in einem nahen Grenzfluss, wurde die Gefährlichkeit des geplanten Marsches festgestellt und Maßnahmen diskutiert, wie er beendet werden könnte.

Der Marsch führte westlich der Grenze entlang in die Berge um Idomeni. Freiwillige informierten die Teilnehmenden über die vorherigen Todesopfer aufgrund von Ertrinkens und die Gefährlichkeit ihrer geplanten Route. Sie begannen die besonders gefährdeten Personen bei dem Marsch zu unterstützen. Der Marsch erreichte einen Fluss, der, aufgrund des Regens, besonders angestiegen war. Die ersten Geflüchteten begannen den schnell fließenden Fluss zu überqueren. Es wurde offensichtlich, dass es unmöglich war den Marsch zu stoppen. Ein Teil der Freiwilligen leistete Unterstützung, in dem sie spontan als erste Sicherheitsmaßnahme eine Menschenkette über den Fluss bildeten. Die Hauptüberquerung dauerte über eine Stunde, während Freiwillige am Ufer Ausschau hielten. Freiwillige unterstützten die jetzt kalten und durchnässten Menschen, die schwer passierbares Terrain durchquerten.

Die Aid Delivery Mission arbeitet neben Nichtregierungsorganisationen und anderen Hilfsorganisationen um in Idomeni Unterstützung zu leisten. Das beinhaltet warmes Essen, Kleidung, Zelte und Decken. Die jüngst anwachsende Zahl von Geflüchteten hat die Portionen unserer warmen Verpflegung auf 9000 ansteigen lassen und in den letzten Monaten haben wir für Tausende Hilfe geleistet. Solange Menschen darauf angewiesen sind, werden wir sie auch weiterhin leisten.

Als eine unabhängige Freiwilligengruppe bieten wir schnell reaktionsfähige Hilfsstruktur für eine sich ständig wandelnde Situation an.

Die Ereignisse vom 14.März wurden verschiedenartig dargestellt. Es ist schwer zu glauben und schockierend Gerüchte zu hören, die die Leistungen der Freiwilligen in Vergessenheit geraten lassen und stattdessen Vorwürfe konstruieren, die eine ohnehin schlimme Situation noch mehr aufheizen.

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