Einige Volunteers der Refugee Support Tour sind aktuell im Norden Serbiens unterwegs. Als ersten Auftrag für die Intereuropean Human Aid Association recherchieren sie an den Grenzübergängen zu Ungarn die Bedingungen, unter denen die Geflüchteten dort leben müssen und wie mensch dort aktiv werden kann. Denn den schweigenden Medien zum Trotz: die Balkanroute ist nicht dicht, es kommen weiterhin Menschen nach Europa, die dringend unsere Unterstützung benötigen. Hier ein erster Einblick:
Als wir in Belgrad ankommen, sehen wir die ersten Anzeichen dafür, dass weiterhin Menschen auf der Balkanroute unterwegs sind. In einem Park in der Nähe vom Bahnhof warten Refugees auf ihre Weitereise.
In Kebelija, der serbisch-ungarischen Grenze bei Subotica, treffen wir auf das erste Camp. Zwischen der serbischen und der ungarischen Grenze stehen einige Zelte, die meisten davon sind improvisiert. Unsere Kontaktperson berichtet uns, dass es keine Duschen in dem Camp gibt. Sie und ein Freund haben Kannen und Wasser zum Waschen verteilt. Die serbische Grenzpolizei verhindert lebenserleichternde Dinge wie Duschen, Kochgelegenheiten, Mosquitonetze etc., weil man die Menschen lieber im Transitcamp in der Grenzstadt Subotica sehen würde.
Das ist jedoch heillos überfüllt, und von dort hat man als Flüchtender keine Chance zu kontrollieren, wann und ob man über die Grenze kommt. Denn täglich werden 10 bis 15 Menschen durchgelassen, und obwohl die Reihenfolge vom Zeitpunkt der Ankunft abhängen sollte, verschwindet man schnell von der Liste, wenn man nicht vor Ort ist.
Es gibt in Kebilija Unterstützung von zwei Volunteers, die Tee, Internet und Strom zur Verfügung stellen; einem weiteren, der abends Essen ausgibt, und punktuell Hilfe von den größeren Organisationen. Es fehlt v.a. an sanitären Einrichtungen und gesunden/ausreichenden Nahrungsmitteln. Das zweite Camp, das wir besucht haben nahe dem serbischen Ort Horgoŝ, ist in einem ähnlichen Zustand.
Es gibt weder Duschen noch Strom. Für 300 Leute sind fünf Dixi-Klos aufgestellt. Auch hier werden 10 bis 15 Menschen pro Tag über die Grenze gelassen, allerdings gibt es noch keine Unterstützer*innen Struktur. Der Weg zum Camp geht quer durchs Feld. Refugees haben ein improvisiertes Fußball- und Volleyballfeld aufgebaut. Die Stimmung ist glücklicherweise noch einigermaßen ausgelassen und positiv. Interessanterweise gibt es in dem Camp keine Syrer – die werden nach Aussagen der Geflüchteten nicht akzeptiert, weil diese immer als erste über die Grenze kommen, wodurch alle anderen länger warten müssen.
Heute Morgen wurden wir von der Polizei geweckt. Sie haben unsere Pässe kontrolliert und uns erklärt, dass es nur mit spezieller Genehmigung erlaubt sei, Refugees zu helfen. Wir warten erstmal ab und wollen gemeinsam mit den anderen Helfer*innen überlegen, wie wir mit der Situation umgehen. Denn im Laufe des Morgens sind dann immer mehr Unterstützer*innen angekommen. Zusammen wollen wir uns nun weiter koordinieren. Anschließend entscheiden wir auch, ob wir zurück nach Belgrad fahren und dort eine Unterstützer*innen-Struktur besuchen, oder ob wir hier bleiben.