Kurzes Update aus Chios: Entgegen der Meldungen aus den Nachrichten ist der neue Hotspot auf Chios gestern noch nicht eröffnet worden. Für die Medien sind gestern ein paar Geflüchtete dorthin gebracht worden, der Hotspot ist aber erst heute regulär geöffnet. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Einrichtung tatsächlich auf das Leben der Geflüchteten und die Arbeit der Supporter*innen auswirkt. Sicher scheint nur, es ist ein Gefängnis, mitten im Nirgendwo und in den Bergen – die Geflüchteten werden abgeschottet vom Rest der Insel sein. Unter den Supporter*innen bewirkt die baldige Öffnung des Hotspots, dass ein Großteil die Insel verlassen wollen. Sie haben die Befürchtung, dass mit der Eröffnung das Engagement unmöglich gemacht wird. Nichtsdestotroz wird die Arbeit hier auch weiterhin bestehen, ausserhalb des Hotspots, denn es werden weiter Menschen auf die Insel kommen.
Die See ist wieder ruhiger, deshalb kommen wieder Boote auf Chios an. Es sollen viele Menschen noch auf dem Abfahrtspunkt auf der türkischen Seite warten. Überraschenderweise kommen die Boote jetzt eher am Tag an und nicht wie vorher eher in der Nacht. Vier Boote wurden wohl wieder von der türkischen Küstenwache zurückgeschickt. Für uns besteht der Verdacht, dass die Türkei einen Teil der Boote zurückschickt, um den Anschein zu wahren, sie würde konsequent gegen die Überfahrten vorgehen. (Zum Glück) tut sie das aber nicht.
In der Dunkelheit kamen mit einem Mal so viele Menschen an, dass sie wahrscheinlich von einem großen und befestigtem Boot gebracht wurden und nicht von einem Schlauchboot. Anders als vor Monaten prognostiziert, werden es nicht weniger, sondern mehr Menschen, die über das Mittelmeer fliehen.
Wir werden euch versuchen auf dem Laufendem zu halten. Auch wenn die europäischen Staaten die Leinen anziehen, braucht es hier vor Ort die unabhängigen Supporter*innen, um die Menschen vom Strand abzuholen, die wahrscheinlich bald aus Mazedonien zurückkehrenden Asylbewerber*innen zu unterstützen, über die Situation zu berichten und einen kritischen Blick zu behalten. Wir brauchen eure Hilfe, ob mit eurer Spende, direkt vor Ort oder in dem ihr über die Situation sprecht und andere informiert.