Nachdem über Silvester drei und im Januar eine unserer Freiwilligen auf Chios war (einen Bericht findet ihr hier) konnten Anfang Februar zwei weitere Leute unserer Gruppe die Arbeit auf Chios fortsetzen.
Wir, Fritz und David, waren insgesamt neun Tage unterwegs und haben die von lokalen Freiwilligen aufgebauten Strukturen zur Versorgung der ankommenden Refugees unterstützt.
Hauptsächlich haben wir in der People’s Kitchen gekocht, Gemüse geschnitten und Suppe an die Geflüchteten ausgeteilt. Von Euren Spenden haben wir für 250 € Brot, Gemüse und Nudeln für die Suppen eingekauft und Strom für die Küche bezahlt. Als wir ankamen, waren die notdürftig aufgestellten Flüchtlingslager völlig überfüllt, weil aufgrund eines Fährenstreiks tagelang keine Menschen die Insel verlassen konnten. Bis zu 3.000 Menschen mussten daher täglich mit Essen versorgt werden.
Außerdem konnten wir von Euren Spenden konkrete Einzelfallhilfe leisten. Manche Leute haben ihr letztes Geld für die Fahrt mit dem Schlauchboot über das Mittelmeer ausgeben müssen und konnten sich dann die Fähre nach Athen nicht mehr leisten. Für 65 € konnten wir einem Syrer die Fortsetzung seiner Reise ermöglichen. Auch war es uns von Euren Spenden möglich, Bustickets für eine Gruppe von ankommenden Afghanen zu bezahlen, die ebenfalls kein Geld mehr hatten.
Neben dieser Arbeit haben wir täglich Nachtschichten gemacht, um nach Booten Ausschau zu halten und Neuankömmlinge mit warmer Kleidung, Wasser und Babynahrung zu versorgen. Zudem haben wir Müll und Schwimmwesten eingesammelt, die nach der Ankunft der Menschen häufig an den Stränden zurückbleiben. Diese Schwimmwesten sind ja inzwischen auch in Berlin angekommen – als mahnende Kunstaktion von Ai Weiwei, der damit auch auf die verheerende Qualität dieser gefälschten Schwimmwesten aufmerksam macht. Im Notfall helfen die Westen nicht, weil sie mit billigstem Schaumstoff gefüllt sind, der sich schnell mit Wasser vollsaugt und dann untergeht.
Den am letzten Montag eröffneten Hotspot auf Chios zur Registrierung der ankommenden Refugees konnten wir ebenfalls schon als Baustelle besichtigen. Noch vor einigen Wochen waren die dafür genutzten Industriehallen ein nach Müll stinkendes Recycling-Lager für den lokalen Abfall. Inzwischen werden die verfallenen, aber mit Stacheldraht umzäunten Hallen für die Registrierung und Unterbringung von Menschen genutzt. Unsere aktuelle Supporter*in auf Chios wird in den nächsten Tagen einen genaueren Stand über die Situation zu dem neuen Hotspot geben.
Die persönliche Begegnung mit Geflüchteten und ihren bewegenden Geschichten ist stets Teil unserer Arbeit gewesen. Gerade wenn man die einzelnen Menschen erlebt, erscheint es umso verrückter, wenn deutsche Politiker*innen die Forderung erheben, auf Frauen und Kinder an der Grenze zu schießen.
Besonders hervorzuheben ist aus unserer Sicht auch die beeindruckende Haltung vieler Bewohner*innen von Chios. Trotz eigener Krise mit allen damit verbundenen Härten zeigen sich viele Griech*innen sehr solidarisch und unterstützen sowohl Refugees als auch Freiwillige sehr freundlich und großzügig.
Die nächsten Touren werden gerade geplant, nach Chios und voraussichtlich Ende Februar ins griechische Idomeni – wir würden uns freuen, wenn Ihr mit Euren Spenden weitere Küchendienste und Supporteinsätze unterstützen könnt. Vielen Dank!